4000 E-Autos sind im Pariser Großraum alleine über den e-Carsharing Anbieter Autolib` verfügbar
Elektromobilität in Frankreich
Dass Frankreich hinsichtlich der Verbreitung von Elektroautos weiter ist als Deutschland, war uns längst bekannt. Aber was wir letztes Wochenende auf unserem Paris Trip beobachten konnten, hat unsere Erwartungen übertroffen:
An jeder Ecke stehen Elektroautos samt Ladestationen und separat ausgewiesenen Parkmöglichkeiten (im Pariser Zentrum!) zur Verfügung. Die sog. Bluecar-Stromer werden von den Parisern sehr gut angenommen. Man sieht sie im Minutentakt an einem vorbei fahren, sodass man bereits eine deutlich spürbare Entlastung hinsichtlich Abgas- und Lärmbelastung bemerkt.
Zum Vergleich: In Deutschland sind derzeit insgesamt ca. 23.000 E-Autos zugelassen – weit entfernt von der angestrebten 1 Mio. in 2020*. Davon steht auch in Deutschland ein beachtlicher Teil von über 10 % zur Anmietung zur Verfügung.
Dennoch: Alle großen deutschen Carsharing-Dienste und Autovermieter von München bis Hamburg zusammen genommen, kommen heute (2018) gerade mal auf ca. 2500 verfügbare E-Autos. In Berlin lassen sich über alle Anbieter hinweg heute etwa 300 e-Autos anmieten.
Zusätzlich bietet der Anbieter Autolib`, welcher zum Mischkonzern Bolloré gehört, nach eigenen Angaben insgesamt knapp 6000 Ladepunkte im Pariser Großraum an. Bemerkenswert ist auch, dass hinter diesem Angebot nicht etwa ein etablierter Automobil-Konzern oder eine große Autovermietung steckt, sondern eben der besagte Mischkonzern Bolloré steckt, dessen bekanntestes Produkt eigentlich bisher die OCB-Paper waren.
Bluecar von Bolloré und Pininfarina
Die eingesetzten Fahrzeuge sind entsprechend unkonventionell gestaltet und scheinen an den Pariser Lifestyle angelehnt zu sein, d.h. Prestigé und Status drückt man eher durch einen entsprechend schicken Kleidungsstil und die Wahl eines guten Restaurants aus – jedoch weniger durch „sein Auto“. Diese Interpretation ist sicher etwas überzeichnet, aber jeder der Paris kennt, weiß, dass hier nicht so viele beulenfreie Luxuskarossen rumfahren wie z. B. in unserem schönen Hamburg. Die Bluecars scheinen sehr funktional ausgelegt. Sie sind klein aber trotzdem 4-Sitzer. Sie haben intelligenterweise tatsächlich keine Lackierung und man kann den Fahrzeugen ansehen, dass sie gebraucht werden – das ist auch gut so!
*Die Zahl bezieht sich auf vollelektrische Fahrzeuge sog. BEV oder B-REX (bspw. BMW i3 mit Range Extender). Inklusive Plug-in Hybriden (z.B. (Toyota Prius) befinden sich über 100.000 elektrifizierte Fahrzeuge auf deutschen Straßen. Die Bundesregierung hatte ihr ehrgeiziges Ziel damals auf reine Elektroautos bezogen – also genau genommen ausschließlich auf BEV und max. B-REX. Da das Ziel von 1 Mio. Elektro-Fahrzeuge bis 2020 wohl nicht mehr erreichbar ist, wurde die Bezugsgröße “uminterpretiert” und nun auch Hybrid-Fahrzeuge in die Zählung mit einbezogen.
Autolib war lange Zeit das größte e-Carsharing Unternehmen in Europa bzw. vermutlich weltweit. Allerdings wurde es vor einigen Jahren eingestellt und von anderen e-Carsharing-Diensten wie SHARENOW oder WeShare abgelöst.